mittendrin unsichtbar – Wohnungslose Frauen in Berlin
Der Gedanke an eine wohnungslose Person ergibt oft ein sehr stigmatisiertes Bild: Ein Mann mit abgetragener Kleidung, der auf der Straße lebt. Dieses vereinfachte Bild der sichtbaren Wohnungslosigkeit steht oft in Verbindung mit gesellschaftlichen Sehkonventionen und wird durch Medien zum Beispiel mit Porträts der Betroffenen verbreitet und verstärkt. Durch solch eine Verzerrung der Wahrnehmung bleiben viele Betroffene unbemerkt: Es sind Frauen, die aus Scham wegen ihrer Notlage und zum Schutz vor Gewalt unauffällig leben und ihre Wohnungslosigkeit verdeckt halten. Betroffene Frauen suchen meist Notübernachtungen auf, um einen sicheren Ort zum Schlafen zu finden. Tagsüber ist ihnen dieser Schutz nicht geboten, da sie die Einrichtungen frühmorgens verlassen müssen. Im Stadtbild fallen sie durch ihr optisches Erscheinungsbild nicht auf und existieren somit kaum in der gesellschaftlichen Wahrnehmung. Sie sind mittendrin – aber unsichtbar. Durch einen Perspektivenwechsel mittels Einwegkameras dokumentieren 13 wohnungslose Frauen ihr alltägliches Leben, um einen Einblick in ihre Lebenssituation zu geben. Sie bleiben auf Wunsch anonym und werden lediglich mit dem Anfangsbuchstaben ihres Vornamens abgekürzt. Entstanden ist eine Publikation, die sich konzeptionell und in der Gestaltung mit der Thematik der Unsichtbarkeit dieser Frauen befasst, sowie eine Website und ein Instagram Account für eine digitale Sichtbarkeit.
Ronja Lang
Bachelorarbeit, 2021