Unser Fachgebiet – ein Überblick
Informationsdesign widmet sich den visuellen Lebensmitteln, die wir in einer immer komplexer werdenden Welt benötigen. Umwelt, Wissen, Technologie, Migration, Gesundheit, Mobilität, Chancengleichheit – um nur einige Stichworte zu nennen – unterstreichen die Aktualität des Informationsdesign mehr denn je. Und gleichzeitig kann es auf eine weitreichende Geschichte verweisen, die auf die elementaren Bedürfnisse der Menschen nach Orientierung, Klarheit und Verständlichkeit zurück geht. Sie nimmt ihren Anfang in den Narrativen früher sozialer Gemeinschaften, in der Seefahrt entlang der Sterne und in den Anfängen des visuellen Forschens und Denkens.
Und auch wenn die Geschichte des Informationsdesign bisher oft in einem Atemzug mit der Entfaltung des Humanismus, der Erfindung des Buchdrucks oder der Entdeckung neuer Kontinente erzählt wird, kann man heute doch sicher sagen, dass sie keine Geschichte der Neuzeit ist.
Sie ist eine Geschichte der Menschen.
Und sie ist die andere Designgeschichte.
Informationsdesign ist ein anspruchsvolles Fachgebiet, das eine hohe kognitive, analytische und gestalterische Kompetenz erfordert. Komplexe Inhalte anschaulich darstellen, Übersichtlichkeit durch grafische Mittel herstellen, Entscheidungen durch Aufklärung ermöglichen – dies sind Anliegen, die den Bedarf und die Bedürfnisse der Nutzenden in den Mittelpunkt rücken. Es geht darum Zugänge zu öffnen, Barrieren zu überwinden und Funktionales so zu gestalten, dass es in ansprechender und inspirierender Weise einen wesentlichen Mehrwert bietet. Es geht also nicht nur um 'Facts only please!', sondern auch darum, mittels einnehmender und guter Gestaltung zu Partizipation und Engagement zu motivieren.
Informationsdesign an der UdK Berlin blickt auf eine lange Tradition zurück. Bereits 1968 wurde (damals an der HfbK) eine Klasse für Informationsgrafik eingeführt – und zwar in Ergänzung zu den Klassen Verlagsgrafik und Werbegrafik. Der Parole „Statt Persuation Information“ folgend dürfte sie mit ihrer Ausrichtung sicher eine der Ersten dieser Art an einer Kunsthochschule gewesen sein. Ihr Ziel war es, Studierenden neue berufliche Perspektiven abseits des kommerziellen oder selbstreferenziellen Grafik-Design zu erschließen. Die damalige Forderung war eine Entwurfspraxis von hoher gesellschaftlicher Relevanz, die sich den Bedürfnissen unseres Gemeinwesens widmet.
Informationsdesign hat sich inzwischen international als Fachgebiet etabliert – und es sieht sich mit grundlegenden Entwicklungen konfrontiert: der Übergang zum digitalen Informationszeitalter ist vollzogen und dessen epochale Konsequenzen sind allgegenwärtig. Heute begegnen wir einem exponentiellen Anwachsen von Informationen sowie einer Digitalisierung und Vernetzung, die sich bis in die entferntesten Winkel unserer Welt erstreckt. Informationen sind zu Waren geworden, die alle Bereiche unseres Lebens durchdringen und in zunehmend ambivalenter Weise Einfluss auf unseren Alltag nehmen. Immer häufiger fragen wir uns, welche Informationen wir überhaupt benötigen, und was mit jenen geschieht, die wir generieren. An diesem Punkt setzen wir mit unserem Fachgebiet an: dem diskursiven Gestalten an der Art und Weise, wie wir in Zukunft mit Informationen umgehen wollen.